July 29, 2023

Anzeichen (Symptome) von Autismus

(nach Prof. Dr. phil. Matthias Dalferth (Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des BV Hilfe für das autistische Kind)

Autismus kann bei Kindern meist im Verlauf der ersten drei Lebensjahre beobachtet werden. Dabei müssen mehrere typische Auffälligkeiten gleichzeitig beobachtet werden, die nachfolgend aufgeführt werden. Einzelne dieser Besonderheiten können in der normalen Entwicklung nicht als außergewöhnlich betrachtet werden. Es kommt also auf das Gesamtbild an.

 

Erste Anzeichen (bis zu 18 Monaten):

  • Die Kinder zeigen wenig Interesse daran, auf den Arm genommen zu werden und lächeln nicht zurück, wenn sich vertraute Personen nähern.
  • Sie vermeiden Blickkontakt und achten nicht auf Zeigegesten oder ahmen sie nicht nach.
  • Oft reagieren sie nicht auf Geräusche und scheinen die Sprache nicht zu verstehen.
  • Wiederholende, stereotype Bewegungen und die Beschäftigung mit denselben Gegenständen scheinen sie zu beruhigen.
  • Die Sprachentwicklung erscheint eingeschränkt, da sie Schwierigkeiten haben, Sprache zu imitieren.
  • Schlafstörungen und Probleme bei der Nahrungsaufnahme können ebenfalls auftreten.

 

Vollbild der Behinderung:

  • Laut den internationalen Klassifikationssystemen (ICD 10 und DSM-IV) liegen dem Vollbild von Autismus folgende Kernsymptome zugrunde:
  • Eine qualitative Beeinträchtigung der zwischenmenschlichen Beziehungen.
  • Schwere Beeinträchtigung der Kommunikation und Phantasie.
  • Deutlich eingeschränkte Interessen und stereotypische Verhaltensmuster.
  • Der Beginn der Symptome liegt im Verlauf der ersten 36 Lebensmonate.

 

Eine Autismusdiagnose ist nur gerechtfertigt, wenn in jedem der oben genannten Bereiche gleichzeitig einschlägige Auffälligkeiten beobachtet werden. Die wichtigsten Merkmale sind wie folgt:

 

Sprache und Kommunikation:

  • Etwa die Hälfte der autistischen Kinder lernt niemals, sich lautsprachlich zu äußern.
  • Andere entwickeln eine auffällige Sprache mit Melodie, Wortwahl und Grammatik.
  • Blickkontakt beim Sprechen ist oft kurz oder fehlt ganz, und sprachbegleitende Mimik und Gestik werden nicht verwendet.
  • Die Kinder kommunizieren mechanisch und haben Schwierigkeiten, metaphorische Ausdrücke oder Gesten zu verstehen.

 

Wahrnehmung und Verarbeitung von Sinnesreizen:

  • Die Kinder zeigen Präferenzen für bestimmte Geräusche, sind aber oft unempfänglich für Sprache oder laute Töne.
  • Sie sind fasziniert von optischen Reizen und beschäftigen sich mit repetitiven Bewegungen.
  • Das Erkennen von Gesichtern fällt ihnen schwer, und manche reagieren empfindlich auf Alltagsgeräusche.

 

Bewegungsmuster:

  • Die Kinder zeigen oft wiederholende, rhythmische Hand-, Kopf- oder Körperbewegungen, vor allem wenn sie erregt sind.
  • Einige haben Probleme mit der Koordination von Bewegungen und können einfache Handlungen nur schwer imitieren.

 

Verhaltensmuster:

  • Regel- und Rollenspiele werden nicht oder nur eingeschränkt durchgeführt.
  • Die Kinder nutzen Spielzeug eher zur Sinnesstimulation.
  • Der Alltag ist geprägt von ritualisiertem Verhalten und Zwängen.
  • Das Interesse an Neuem ist begrenzt, und die Phantasie ist weniger ausgeprägt.

 

Soziale Kontakte:

Schwierigkeiten, den Sinngehalt aus der Sprache zu entnehmen und emotionale Äußerungen anderer Menschen zu verstehen, erschweren den Umgang mit anderen.

Autistische Menschen können lernen, Kontakt aufzunehmen, benötigen jedoch Unterstützung in der Kommunikation und im Verständnis der Absichten ihrer Mitmenschen. Es ist wichtig zu wissen, dass sie sehr wohl Gefühle haben, diese aber nicht immer verständlich äußern können.

 

Referenz:

Prof. Dr. phil. Matthias Dalferth (Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des BV Hilfe für das autistische Kind)
Fachhochschule Regensburg
FB Sozialwesen
Postfach 12 03 27
D-93025 Regensburg

Tel.: 0941/9431087/81

 

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